Nach meiner ersten Fehleinschätzung war dann aber schon ziemlich früh klar, dass die Vorderachse doch einiges an Spiel im Bereich der Achsschenkel und der Achsträgerwelle hatte. Zudem waren auch die Kreuzgelenke der Kardanwelle verschlissen.
Wo bekommt man nun die Ersatzteile her ?
Da es im Großraum Aachen weit und breit keinen Same-Händler gibt, blieb nur der Weg zum örtlichen Deutz-Händler übrig.
Der war auch sehr hilfsbereit. Außerdem hatte er Zugriff auf die Ersatzteillisten von Same. Die Preise der originalen Ersatzteile lassen den “Hobby-Traktoristen” aber nach hinten schlagen.
Da ich anfänglich keinen blassen Dunst hatte, was mich bei den Achsen erwartete und wie die verschlissenen Teile überhaupt aussahen, habe ich erst einmal nur die linke Achshälfte zerlegt und wieder aufgearbeitet, solange der Traktor noch auf seinen Rädern stand. ( siehe Bild –Achse nach Ausbau )
Durch Ausmessen und Vergleichen der im Internet angebotenen Teile, bin ich dann darauf gekommen, dass beim Same 360 vermutlich eine Sige – Allrad Achse eingebaut wurde, wie sie auch Deutz bei einigen Serien benutzt hat. Die dort verbauten Kreuzgelenke, Achsschenkelbolzen und Buchsen, die Verbindungsteile der Kreuzgelenke sowie einige Achswellen sind identisch und lassen sich somit entweder neu oder gebraucht, zu einigermaßen erträglichen Preisen von Fremdanbietern besorgen. ( siehe Bild ) Gute Erfahrungen habe ich z.B. mit der Fa.
http://www.escher-co.de gemacht, deren angebotene Teile über den lokalen Deutzhändler bezogen werden können.
Das Ausbauen der Achsschenkelbuchsen ist nicht ganz einfach, da sie ziemlich fest sitzen. Ein Herausschlagen kommt eigentlich nicht infrage, da dies nur von innen nach außen gehen kann und ziemlich unpräzise ist. Außerdem ist der Boden der Buchsen nicht besonders stabil.
Die erste Buchse habe ich mit einem kleinen Bilstein Schraubwagenheber herausgedrückt, der in das Achsschenkelgehäuse passte. Durch Unterlegen von Flacheisen auf der einen Seite und dicken Muttern und immer wieder weiteren Unterlag-scheiben auf der Gegenseite, konnte die Buchse langsam von innen nach außen heraus gedrückt werden.
Für die unteren Buchsen habe ich später eine große C-Zwinge benutzt. Ein Erhitzen des Achsschenkelgehäuses mittels Heißluftfön ist beim Herausdrücken der Buchsen hilfreich.
Zum Einbau wurden die neuen Buchsen zuerst tiefgekühlt und dann mittels Hammer und angefertigtem Schlagstück in die vorgewärmten Achsschenkelgehäuse hineingetrieben.
Gegen ein Mitdrehen sind die Buchsen durch einen bereits im Achsschenkelgehäuse befindlichen Stift gesichert. In die neuen Buchsen muss deshalb eine kleine Aussparung geschliffen werden . ( Siehe Bild ) Zum Schleifen der gehärteten Buchsen wurde ein “Aldi-Dremel” benutzt.
Ich würde dazu raten diese Aussparung erst dann in die Buchse zu schleifen, wenn sich deren Rand beim Einpressen knapp über dem Stift befindet. Ansonsten könnte es passieren, dass sich eine Buchse beim Einpressen dreht und eine vorher eingeschliffene Nut nicht mehr mit dem Sicherungsstift fluchtet.
Zu den neuen Buchsen gehören auch neue Anlaufscheiben !
Die Vorderachse wird am Traktor mittels einer ca. 40 mm dicken Welle befestigt, die durch den Vorderachsträger und zwei Stahlbuchsen !!! läuft, die sich oben auf der Vorderachse befinden. Hinten endet die Welle in einem Stabilisator.
Zunächst einmal muss diese Welle nach vorne aus dem Vorderachsträger herausgezogen werden, sofern sie nicht festgerostet ist. In der Welle befindet sich vorne ein Gewinde in das man eine Gewindestange einschrauben und dann, mittels eines improvisierten Abziehers aus Rohrstücken und Flacheisen, die Welle herausziehen kann.
Eine andere Möglichkeit diese Welle herauszuziehen wäre mit einem “Gleithammer”. Ich habe beide Methoden benutzt. Zuerst gelöst mit dem improvisierten Abzieher und dann das letzte Stück mit dem Gleithammer, weil es schneller geht und der Abzieher jetzt sowieso zu kurz war.
Bei den beiden Buchsen oben auf der Vorderachse muss man aufpassen, da diese durch einen kurzen Splint durch dass Gussgehäuse in die Buchse hinein gegen Verdrehen gesichert sind. Wegen der Farbe auf der Achse sieht man diese Splinte nicht. Mir sind sie erst beim Studieren der Ersatzteilliste aufgefallen.
Beide Buchsen sind ca. 70 mm lang und haben innen einen Abstand von ca. 50 mm voneinander. Um die Buchsen heraus zu ziehen braucht man einen Innenabzieher mit entsprechender Gegenstütze. Neu kostet so etwas ca. 150 Euro.
Da ich keinen hatte, habe ich mir auf der Drehbank eine Stufenscheibe mit Außen- bzw. Innendurchmesser der Buchse gedreht. Diese Scheibe habe ich dann mittig durchgesägt, wodurch es möglich war sie innen zwischen die beiden Buchsen zu fummeln. Jetzt konnte man mittels Gewindestange und improvisiertem Rohrstück als Abzieher eine der Buchsen herausziehen. Die zweite Buchse habe ich mit einem passenden Rohr und der Stufenscheibe als Schlagstück einfach herausgeschlagen.
Da die Buchsen nicht mehr lieferbar waren, wurden in einer lokalen Werkstatt zwei Stück aus Rotguss passend zur Welle anfertigt. Wichtig war, dass die neuen Buchsen auch die spiralförmigen Nuten für das Fett hatten.
Zum Einbau wurden die Buchsen erst wieder tiefgekühlt und dann in das vorgewährte Gehäuse der Vorderachse mittels passendem Schlagstück eingetrieben.
Vor dem Einbau in die Vorderachse passten die neuen Buchsen saugend auf die Welle. Nach dem Einbau passte die Welle dann aber nicht mehr durch die Buchsen. Zum Aufreiben der Buchsen braucht man eine Spezialreibahle wie z.B. Hunger U39-45,
die mittels Konusstücken an beiden Enden sicherstellt, dass auch beide Buchsen gleichmäßig aufgerieben werden. Zum Glück hatte jemand im Dorf genau die passende Reibahle.
Wie oben schon erwähnt, befindet sich an der Achse auch ein Stabilisator in dem die Vorderachswelle endet. Ein Spiel in diesem Bereich war in der Vergangenheit schon mal provisorisch aufgeschweist worden. Um auch künftigen Verschleiß einfach beseitigen zu können, habe ich den Stabilisator ausdrehen und ebenfalls mit einer Rotguss-Buchse versehen lassen. Die Welle wurde dazu im Bereich der Buchse auch etwas abgedreht.
Fortsetzung folgt !