Re: Same 360 C Allrad Oldtimer
Verfasst: 25. März 2016, 14:44
Hallo Forum !
Wie schon oben angekündigt, wollte ich mal über den Einbau einer Lenkunterstützung für meinen Same 360 nach-berichten.
Original war mein SAME 360 nur mit einer rein mechanischen Lenkung ausgerüstet. Im Rahmen der Restauration hatte ich diese Lenkung zerlegt, mit neuen Kugellagern versehen und sie wieder eingestellt. Solange sich der Traktor bewegt, reicht die Lenkung aus. Im Stand ist es aber fast unmöglich damit die Vorderräder zu bewegen, was u.a. auch daran liegt, dass die Vorderräder wegen nicht mehr lieferbarer Größen jetzt auch noch etwas größer sind als original.
In den sechziger Jahren konnte man für den SAME 360 zwar eine Servolenkung bestellen, da sie aber vermutlich ziemlich teuer war, gab es nur sehr wenige Traktoren die damit ausgerüstet wurden. Die Möglichkeit eine gebrauchte Originallenkung zu finden schien deshalb gegen Null zu tendieren.
Außerdem gab es zwei Ausführungen. Die frühe Ausführung hatte eine einzelne Pumpe die vorne auf dem Steuergehäuse montiert wurde. Der dazugehörige Tank saß hinter dem Motor vor dem Armaturenträger. Für das Gestänge der Einspritzpumpe hatte der Tank rechts eine Durchführung in Form eines eingelöteten Röhrchens, was ihn sicherlich extra teuer machte. Als Hydraulikzylinder wurde ein T35 von Calzoni verandt.
Die spätere Ausführung war vom SAME 480 abgeleitet worden. Pumpe und Tank waren jetzt eine Einheit und saßen vorne auf dem Steuergehäuse. Bei dem Hydraulikzylinder handelte es sich um einen Calzoni T 45.31 .
Ich habe etliche hundert Bilder von im Internet vorhandenen SAME 360 und 480. Davon hatten keine 15 eine Servolenkung. Von den 15 hat die Hälfte außerdem abenteuerliche Servolenkungkonstruktionen die mit den originalen Lenkungen auch nur wenig zu tun hatten.
Die Firmen Berokit und AHS bieten aktuell Nachrüstsätze von Calzoni an, die auch soweit es um den Zylinder geht dem Original entsprechen, allerdings sind Pumpe und Tank getrennt und nicht wie beim Original als eine Einheit ausgeführt.
Nach drei Jahren Suche war es dann soweit. In Italien wurde eine gebrauchte Lenkunterstützung eines SAME 480 angeboten, wie sie bei den letzten Baureihen des 360 ebenfalls verwandt wurde. Vor dem Kauf war mir zwar schon klar, dass es einige Anpassungsarbeiten geben würde, was genau auf mich zukam wußte ich aber nicht.
Die Lenkung stammte von der Fa. Mauro Tractors in Italien, die zwar überwiegend mit Fiat Traktorteilen handeln, aber hin und wieder auch schon mal etwas für einen SAME haben. Service und Kommunikation mit der Firma waren gut. Innerhalb von 4 Tagen war die Lenkung mit einer Spedition hier.
Gekauft hatte ich eine Pumpen-Tankeinheit, einen Calzoni T45 Hydraulikzylinder, die hintere Befestigung des Hydraulikzylinders, eine Lenkstange mit hinterem Lenkhebel sowie die vordere Riemenscheibe des Motors mit 3 Rillen. Zylinder und Pumpe waren außerdem noch mit den originalen Schläuchen verbunden.
Schon bei der ersten Inaugenscheinnahme war klar, dass die Lenkung nur mit einigen Anpassungen an meinen SAME 360 passen würde.
Original hat der SAME 360 vorne nur eine Riemenscheibe mit zwei Rillen für Lichtmaschine und Kühlgebläse. Zum Antrieb der Servopumpe war jetzt noch eine dritte Rille vor der Rille des Lichtmaschinen-Keilriemens notwendig. Die Riemenscheibe des 480 hat zwar drei Rillen, allerdings sind die anders angeordnet. Die Rille für die Lichtmaschine befindet sich hinter der Rille für das Kühlgebläse. Außerdem hatte die Scheibe für das Kühlgebläse einen anderen Durchmesser. Somit blieb mir jetzt nur übrig eine neue Riemenscheibe anzufertigen die vorne vor
die Riemenscheibe des 360 passte. Auf der Rückseite musste diese Riemenscheibe eine kreisförmige Nut haben, damit sie nahe genug an die Scheibe des 360 heran kam, da ansonsten der Keilriemen nicht in einer Flucht gelaufen wäre.
Da die neue Riemenscheibe mit der alten zentralen M 41 Schraube der originalen 360 Scheibe befestigt werden sollte, muste die neue Riemenscheibe auch noch von vorne um Einiges ausgedreht werden, da ansonsten die Schraube zu kurz gewesen wäre. Später habe ich die neue Rimenscheibe auch noch mit zwei M10 Schrauben gesichert, die in die vorhandenen Abziehbohrungen der 360 Scheibe gingen.
Das nächste Problem war das vorne am Hydraulikzylinder angebrachte Kugelgelenk, welches die Verbindung zum Lenkhebel der Vorderachse herstellte. Original hat das vordere Kugelgelenk der Lenkstange einen 16/18 mm Konus der von oben in den Lenkhebel eingesteckt wird. Das Kugelgelenk des Hydraulikzylinders hatte aber einen
20/22 mm Konus der von unten eingesteckt werden muss. Außerdem unterschieden sich die hinteren Gewindestangen beider Kugelgelenke erheblich.
Letztendlich kam nur eine Lösung in Frage. Ein neuer Lenkhebel eines 480 musste her.
Nach Abklärung der Maße habe ich den dann wegen “Auslaufmodell” zu einem vernünftigen Preis bei Hözlberger in Österreich bekommen.
Der neue Lenkhebel paßte auch prima auf die Achse und an den Konus des Lenkzylinders, allerdings gab es nun ein weiteres Problem.
An den Achsschenkelbolzen ist der Lenkhebel des 360 C 25 mm hoch. Da der Lenkhebel des 480 aber insgesamt stärker ausgeführt ist, war der an dieser Stelle nun 35 mm hoch, was dazu führte, dass der Achsschenkelbolzen, den ich übrigens gerade gegen einen neuen ersetzt hatte, nun 10 mm zu kurz war. Da diese Bolzen bei SAME aber anscheinend mit Gold aufgewogen werden, habe ich mir auf der Basis der Maße des gerade ersetzten neunen Bolzens einen passenden in meiner örtlichen Lieblingswerkstatt anfertigen lassen. Das haben die dann auch perfekt mit allen Ölnuten und einer professionellen Härtung gemacht und vom Preis lagen sie auch noch unter dem gerade ersetzten kürzeren Bolzen.
Nächstes Problem war der hintere traktorseitige Anschluss des Hydraulikzylinders.
Da es sich beim SAME 480 um einen vierzylindrigen Motor handelt konnte der Hydraulikzylinder mit seiner hinteren Halterung an vorhandene Bohrungen am Motorblock angeschraubt werden. Beim 360, dem der Platz des einen Zylinders fehlte, befindet sich die hintere Halterung aber nun im Bereich der Getriebeglocke. Zwecks Befestigung musste nun eine Halterung angefertigt werden, die an den vorhandenen Bohrungen über den Fußrasten angebracht wurde. Original ist das nur ein winkel-förmiges Flacheisen. Um die Befestigung verwindungssteifer zu machen, habe ich eine 12 mm Stahlplatte genommen, die hinten an den drei Bohrungen über den Fußrasten
verschraubt wurde und vorne auch noch eine Befestigung an den Stehbolzen der Getriebeglocke erhielt.
Um den Hydraulikzylinder und die Pumpe anbringen zu können waren nun alle Probleme gelöst.
Jetzt wurden alle Teile selber gesandstrahlt und anschließend in RAL 7009 lackiert. Alle Verschraubungen und Anschlüsse wurden neu verzinkt. Die alten geschraubten Hydraulikschläuche wurden gengen neue verpresste Schläuche ersetzt.
Der Hydraulikzylinder wurde zerlegt gereinigt und erhielt einen neuen Dichtsatz, der meiner Meinung nach total überteuert ist, da er überwiegend nur aus handelsüblichenO-Ringen bestand. Nur zwei Ringe in dem Dichtsatz sehen aus wie einfache Simmerringe. Da sie aber vermutllich aus einem speziellen Spezialkunststoff !!! bestehen, muss man wohl den Preis bezahlen.
Anmerkung: In den italienischen Ersatzteilisten sind die O-Ringe meisten mit einer italienischen Bezeichnung versehen z.B. OR 114 oder OR 128. Auf der Seite von Maryland Metrics befindet sich die komplette Liste mit den mestrischen Abmessungen dieser O-Ringe.
Vor dem Anbau des Hydraulikzylinders an den Traktor muss man zwei Dinge beachten. Die hintere Befestigung des Zylinders muss so gewählt werden, das der Zylinderkolben sowohl beim Ein- wie beim Ausfahren nie an seine inneren Anschläge stößt. In meinem Fall hieß dies: Der Kolben ist voll ausgefahren 31 cm lang. Mitte ist bei 15,5 cm. Die hintere Befetigung wurde nun so gewählt, das er beim Linkseinschlag nicht mehr wie 29 cm ausfährt und das beim Rechtseinschlag noch ca. 2 cm des Kolbens zu sehen sind, bevor er an die Anschläge der Achse kommt. Damit wird verhindert, dass der Zylinder überansprucht wird.
Ähnlich muss man beim originalen Lenkgetriebe verfahren. Von der unteren Mittelstellung des Lenkhebels aus, kann das Lenkgetriebe ca. 35° nach rechts und links ausschlagen. Dann kommt es aber intern zu einer Verkantung des Lenkgetriebes.
Die Lenkstange, die die Verbindung zwischen Lenkgetriebe und Hydraulikzylinder herstellt, muss nun so gekürzt werden, dass bei ca. 25° beidseitigem Ausschlag des Lenkhebels die Anschläge an der Achse den Weg begrenzen. Dadurch wird das interne Verkanten des Lenkgetriebes verhindert. Die obigen Werte sind nicht ganz genau und
können auch individuell festgelegt werden. Zu beachten ist dabei auch die Stellung des Lenkrades, die man aber durch Umstecken an der Lenkradnabe noch etwas variieren kann. Wegen der großen Vorderräder und da der Hydraulikzylinder parallel zum Motorblock etwas nach außen vorbaut, ist der mögliche Linkseinschlag sowieso geringer als der Rechtseinschlag. Das war aber auch schon ohne Lenkhilfe vorher so, da es beim Linkseinschlag passieren konnte, dass sich das Profil der Vorderräder mit den Kreuzgelenken der außermittig stehenden Kardanwelle verhakte.
Nachdem nun alles an und eingebaut war, ging es an das Einstellen des Hydraulikzylinders. Die Räder werden in Mittelstellung gebracht. Dann muss der vorne am Kolben angebrachte Steuerkopf soweit gedreht werden, dass er in eine Mittelstellung zwischen dem Ein- und Ausfahren des Kolbens einnimmt. Zwischen dem Ende des verchromten Kolbens und dem Steuergehäuse sollte jetzt ein ca. 2 mm breiter Spalt sein.
Im Steuergehäuse befindet sich ein Konusbolzen ähnlich eines Spurstangenbolzens, mit dem der Hydraulikzylinder über die Lenkstange angesteuert wird. Diesen Bolzen kann man mit der Hand leicht nach rechts und links bis zum Anschlag drücken. Das Drücken mit der Hand reicht aber nicht aus um die Lenkung anzusteuern !!!!!!!!! Das Ansteuern der Lenkung geht nur über das Lenkrad und die Schubstange der Lenkung, da der Bolzen in seinem Endanschlag im Steuergehäuse “über die Kante gebrochen” werden muss.
Die Fa. Berokit hatte da einen schönes Beispiel. Man muss es sich so vorstellen als wollte man einen Bleistift über eine Tischkante brechen. Erst wenn man das überstehende Ende richtig nach unten biegt, bewegt sich das auf dem Tisch aufliegende Ende in die entgegengesetzte Richtung.
Da sich in dem Steuerkopf 4 starke Tellerfederscheiben auf der einen Seite und eine starke Spiralfeder auf der anderen Seite befindet, ist schon eine ganz gehörige Kraft notwendig, damit sich die internen Ventile öffnen und den Kolben rein und rausfahren lassen.
Soweit die Theorie. Bis hierhin bin ich auch gekommen. Trotzdem lässt sich mein Hydraulikzylinder noch nicht einwandfrei ansteuern. Werde jetzt noch mal den Steuerkopf auseinandernehmen, da ich gestern von RCD Calzoni eine Zeichnung bekommen habe, die auch ein internes Spiel einer Schubhülse von 1,8 mm +/- 0,05 mm vorsieht. Mal sehen ob dieses Spiel vorhanden ist. Ich bin aber guter Dinge. Vermutlich ist es nur eine Einstellsache, da alle Teile im Zylinder und im Kolben eigentlich gut aussahen.
Als Öl für diese Art von Lenkhilfe empfiehlt Calzoni eine ATF Öl des Typs A .
Für alle die jetzt sagen, dass man das auch hätte billiger machen können. Stimmt !
Hier ging es aber mehr um die Originalität.
Viele Grüße
Cassani
Wie schon oben angekündigt, wollte ich mal über den Einbau einer Lenkunterstützung für meinen Same 360 nach-berichten.
Original war mein SAME 360 nur mit einer rein mechanischen Lenkung ausgerüstet. Im Rahmen der Restauration hatte ich diese Lenkung zerlegt, mit neuen Kugellagern versehen und sie wieder eingestellt. Solange sich der Traktor bewegt, reicht die Lenkung aus. Im Stand ist es aber fast unmöglich damit die Vorderräder zu bewegen, was u.a. auch daran liegt, dass die Vorderräder wegen nicht mehr lieferbarer Größen jetzt auch noch etwas größer sind als original.
In den sechziger Jahren konnte man für den SAME 360 zwar eine Servolenkung bestellen, da sie aber vermutlich ziemlich teuer war, gab es nur sehr wenige Traktoren die damit ausgerüstet wurden. Die Möglichkeit eine gebrauchte Originallenkung zu finden schien deshalb gegen Null zu tendieren.
Außerdem gab es zwei Ausführungen. Die frühe Ausführung hatte eine einzelne Pumpe die vorne auf dem Steuergehäuse montiert wurde. Der dazugehörige Tank saß hinter dem Motor vor dem Armaturenträger. Für das Gestänge der Einspritzpumpe hatte der Tank rechts eine Durchführung in Form eines eingelöteten Röhrchens, was ihn sicherlich extra teuer machte. Als Hydraulikzylinder wurde ein T35 von Calzoni verandt.
Die spätere Ausführung war vom SAME 480 abgeleitet worden. Pumpe und Tank waren jetzt eine Einheit und saßen vorne auf dem Steuergehäuse. Bei dem Hydraulikzylinder handelte es sich um einen Calzoni T 45.31 .
Ich habe etliche hundert Bilder von im Internet vorhandenen SAME 360 und 480. Davon hatten keine 15 eine Servolenkung. Von den 15 hat die Hälfte außerdem abenteuerliche Servolenkungkonstruktionen die mit den originalen Lenkungen auch nur wenig zu tun hatten.
Die Firmen Berokit und AHS bieten aktuell Nachrüstsätze von Calzoni an, die auch soweit es um den Zylinder geht dem Original entsprechen, allerdings sind Pumpe und Tank getrennt und nicht wie beim Original als eine Einheit ausgeführt.
Nach drei Jahren Suche war es dann soweit. In Italien wurde eine gebrauchte Lenkunterstützung eines SAME 480 angeboten, wie sie bei den letzten Baureihen des 360 ebenfalls verwandt wurde. Vor dem Kauf war mir zwar schon klar, dass es einige Anpassungsarbeiten geben würde, was genau auf mich zukam wußte ich aber nicht.
Die Lenkung stammte von der Fa. Mauro Tractors in Italien, die zwar überwiegend mit Fiat Traktorteilen handeln, aber hin und wieder auch schon mal etwas für einen SAME haben. Service und Kommunikation mit der Firma waren gut. Innerhalb von 4 Tagen war die Lenkung mit einer Spedition hier.
Gekauft hatte ich eine Pumpen-Tankeinheit, einen Calzoni T45 Hydraulikzylinder, die hintere Befestigung des Hydraulikzylinders, eine Lenkstange mit hinterem Lenkhebel sowie die vordere Riemenscheibe des Motors mit 3 Rillen. Zylinder und Pumpe waren außerdem noch mit den originalen Schläuchen verbunden.
Schon bei der ersten Inaugenscheinnahme war klar, dass die Lenkung nur mit einigen Anpassungen an meinen SAME 360 passen würde.
Original hat der SAME 360 vorne nur eine Riemenscheibe mit zwei Rillen für Lichtmaschine und Kühlgebläse. Zum Antrieb der Servopumpe war jetzt noch eine dritte Rille vor der Rille des Lichtmaschinen-Keilriemens notwendig. Die Riemenscheibe des 480 hat zwar drei Rillen, allerdings sind die anders angeordnet. Die Rille für die Lichtmaschine befindet sich hinter der Rille für das Kühlgebläse. Außerdem hatte die Scheibe für das Kühlgebläse einen anderen Durchmesser. Somit blieb mir jetzt nur übrig eine neue Riemenscheibe anzufertigen die vorne vor
die Riemenscheibe des 360 passte. Auf der Rückseite musste diese Riemenscheibe eine kreisförmige Nut haben, damit sie nahe genug an die Scheibe des 360 heran kam, da ansonsten der Keilriemen nicht in einer Flucht gelaufen wäre.
Da die neue Riemenscheibe mit der alten zentralen M 41 Schraube der originalen 360 Scheibe befestigt werden sollte, muste die neue Riemenscheibe auch noch von vorne um Einiges ausgedreht werden, da ansonsten die Schraube zu kurz gewesen wäre. Später habe ich die neue Rimenscheibe auch noch mit zwei M10 Schrauben gesichert, die in die vorhandenen Abziehbohrungen der 360 Scheibe gingen.
Das nächste Problem war das vorne am Hydraulikzylinder angebrachte Kugelgelenk, welches die Verbindung zum Lenkhebel der Vorderachse herstellte. Original hat das vordere Kugelgelenk der Lenkstange einen 16/18 mm Konus der von oben in den Lenkhebel eingesteckt wird. Das Kugelgelenk des Hydraulikzylinders hatte aber einen
20/22 mm Konus der von unten eingesteckt werden muss. Außerdem unterschieden sich die hinteren Gewindestangen beider Kugelgelenke erheblich.
Letztendlich kam nur eine Lösung in Frage. Ein neuer Lenkhebel eines 480 musste her.
Nach Abklärung der Maße habe ich den dann wegen “Auslaufmodell” zu einem vernünftigen Preis bei Hözlberger in Österreich bekommen.
Der neue Lenkhebel paßte auch prima auf die Achse und an den Konus des Lenkzylinders, allerdings gab es nun ein weiteres Problem.
An den Achsschenkelbolzen ist der Lenkhebel des 360 C 25 mm hoch. Da der Lenkhebel des 480 aber insgesamt stärker ausgeführt ist, war der an dieser Stelle nun 35 mm hoch, was dazu führte, dass der Achsschenkelbolzen, den ich übrigens gerade gegen einen neuen ersetzt hatte, nun 10 mm zu kurz war. Da diese Bolzen bei SAME aber anscheinend mit Gold aufgewogen werden, habe ich mir auf der Basis der Maße des gerade ersetzten neunen Bolzens einen passenden in meiner örtlichen Lieblingswerkstatt anfertigen lassen. Das haben die dann auch perfekt mit allen Ölnuten und einer professionellen Härtung gemacht und vom Preis lagen sie auch noch unter dem gerade ersetzten kürzeren Bolzen.
Nächstes Problem war der hintere traktorseitige Anschluss des Hydraulikzylinders.
Da es sich beim SAME 480 um einen vierzylindrigen Motor handelt konnte der Hydraulikzylinder mit seiner hinteren Halterung an vorhandene Bohrungen am Motorblock angeschraubt werden. Beim 360, dem der Platz des einen Zylinders fehlte, befindet sich die hintere Halterung aber nun im Bereich der Getriebeglocke. Zwecks Befestigung musste nun eine Halterung angefertigt werden, die an den vorhandenen Bohrungen über den Fußrasten angebracht wurde. Original ist das nur ein winkel-förmiges Flacheisen. Um die Befestigung verwindungssteifer zu machen, habe ich eine 12 mm Stahlplatte genommen, die hinten an den drei Bohrungen über den Fußrasten
verschraubt wurde und vorne auch noch eine Befestigung an den Stehbolzen der Getriebeglocke erhielt.
Um den Hydraulikzylinder und die Pumpe anbringen zu können waren nun alle Probleme gelöst.
Jetzt wurden alle Teile selber gesandstrahlt und anschließend in RAL 7009 lackiert. Alle Verschraubungen und Anschlüsse wurden neu verzinkt. Die alten geschraubten Hydraulikschläuche wurden gengen neue verpresste Schläuche ersetzt.
Der Hydraulikzylinder wurde zerlegt gereinigt und erhielt einen neuen Dichtsatz, der meiner Meinung nach total überteuert ist, da er überwiegend nur aus handelsüblichenO-Ringen bestand. Nur zwei Ringe in dem Dichtsatz sehen aus wie einfache Simmerringe. Da sie aber vermutllich aus einem speziellen Spezialkunststoff !!! bestehen, muss man wohl den Preis bezahlen.
Anmerkung: In den italienischen Ersatzteilisten sind die O-Ringe meisten mit einer italienischen Bezeichnung versehen z.B. OR 114 oder OR 128. Auf der Seite von Maryland Metrics befindet sich die komplette Liste mit den mestrischen Abmessungen dieser O-Ringe.
Vor dem Anbau des Hydraulikzylinders an den Traktor muss man zwei Dinge beachten. Die hintere Befestigung des Zylinders muss so gewählt werden, das der Zylinderkolben sowohl beim Ein- wie beim Ausfahren nie an seine inneren Anschläge stößt. In meinem Fall hieß dies: Der Kolben ist voll ausgefahren 31 cm lang. Mitte ist bei 15,5 cm. Die hintere Befetigung wurde nun so gewählt, das er beim Linkseinschlag nicht mehr wie 29 cm ausfährt und das beim Rechtseinschlag noch ca. 2 cm des Kolbens zu sehen sind, bevor er an die Anschläge der Achse kommt. Damit wird verhindert, dass der Zylinder überansprucht wird.
Ähnlich muss man beim originalen Lenkgetriebe verfahren. Von der unteren Mittelstellung des Lenkhebels aus, kann das Lenkgetriebe ca. 35° nach rechts und links ausschlagen. Dann kommt es aber intern zu einer Verkantung des Lenkgetriebes.
Die Lenkstange, die die Verbindung zwischen Lenkgetriebe und Hydraulikzylinder herstellt, muss nun so gekürzt werden, dass bei ca. 25° beidseitigem Ausschlag des Lenkhebels die Anschläge an der Achse den Weg begrenzen. Dadurch wird das interne Verkanten des Lenkgetriebes verhindert. Die obigen Werte sind nicht ganz genau und
können auch individuell festgelegt werden. Zu beachten ist dabei auch die Stellung des Lenkrades, die man aber durch Umstecken an der Lenkradnabe noch etwas variieren kann. Wegen der großen Vorderräder und da der Hydraulikzylinder parallel zum Motorblock etwas nach außen vorbaut, ist der mögliche Linkseinschlag sowieso geringer als der Rechtseinschlag. Das war aber auch schon ohne Lenkhilfe vorher so, da es beim Linkseinschlag passieren konnte, dass sich das Profil der Vorderräder mit den Kreuzgelenken der außermittig stehenden Kardanwelle verhakte.
Nachdem nun alles an und eingebaut war, ging es an das Einstellen des Hydraulikzylinders. Die Räder werden in Mittelstellung gebracht. Dann muss der vorne am Kolben angebrachte Steuerkopf soweit gedreht werden, dass er in eine Mittelstellung zwischen dem Ein- und Ausfahren des Kolbens einnimmt. Zwischen dem Ende des verchromten Kolbens und dem Steuergehäuse sollte jetzt ein ca. 2 mm breiter Spalt sein.
Im Steuergehäuse befindet sich ein Konusbolzen ähnlich eines Spurstangenbolzens, mit dem der Hydraulikzylinder über die Lenkstange angesteuert wird. Diesen Bolzen kann man mit der Hand leicht nach rechts und links bis zum Anschlag drücken. Das Drücken mit der Hand reicht aber nicht aus um die Lenkung anzusteuern !!!!!!!!! Das Ansteuern der Lenkung geht nur über das Lenkrad und die Schubstange der Lenkung, da der Bolzen in seinem Endanschlag im Steuergehäuse “über die Kante gebrochen” werden muss.
Die Fa. Berokit hatte da einen schönes Beispiel. Man muss es sich so vorstellen als wollte man einen Bleistift über eine Tischkante brechen. Erst wenn man das überstehende Ende richtig nach unten biegt, bewegt sich das auf dem Tisch aufliegende Ende in die entgegengesetzte Richtung.
Da sich in dem Steuerkopf 4 starke Tellerfederscheiben auf der einen Seite und eine starke Spiralfeder auf der anderen Seite befindet, ist schon eine ganz gehörige Kraft notwendig, damit sich die internen Ventile öffnen und den Kolben rein und rausfahren lassen.
Soweit die Theorie. Bis hierhin bin ich auch gekommen. Trotzdem lässt sich mein Hydraulikzylinder noch nicht einwandfrei ansteuern. Werde jetzt noch mal den Steuerkopf auseinandernehmen, da ich gestern von RCD Calzoni eine Zeichnung bekommen habe, die auch ein internes Spiel einer Schubhülse von 1,8 mm +/- 0,05 mm vorsieht. Mal sehen ob dieses Spiel vorhanden ist. Ich bin aber guter Dinge. Vermutlich ist es nur eine Einstellsache, da alle Teile im Zylinder und im Kolben eigentlich gut aussahen.
Als Öl für diese Art von Lenkhilfe empfiehlt Calzoni eine ATF Öl des Typs A .
Für alle die jetzt sagen, dass man das auch hätte billiger machen können. Stimmt !
Hier ging es aber mehr um die Originalität.
Viele Grüße
Cassani